Gabriele Münter: Wegbereiterin des Expressionismus

Gabriele Münter: Wegbereiterin des Expressionismus

26.10.21
Kunsthaus ARTES
Künstler

Sie war eine visionäre Malerin und Schlüsselfigur des Expressionismus: Gabriele Münter (1877 – 1962) zählte am Beginn des 20. Jahrhunderts zu den Persönlichkeiten, die die künstlerische Avantgarde im Allgemeinen und den Expressionismus im Besonderen maßgeblich förderten. Sie wird daher heute nicht nur als eine der bedeutendsten Malerinnen der Klassischen Moderne in Deutschland angesehen, es sind auch viele kunsthistorisch wichtige Stationen mit ihrem Namen verbunden. 

 

Wichtige Stationen als Kunstschaffende 

Gabriele Münter hatte sich bereits 1909 der „Neuen Künstlervereinigung München“ (N.K.V.M.) angeschlossen, eine der ersten relevanten avantgardistischen Ausstellungsgruppen in Deutschland. Dieser Künstlergruppierung gehörten unter anderem auch ihr Lebensgefährte Wassily Kandinsky und Franz Marc an. Nachdem es unter den Mitgliedern Auseinandersetzungen über den inhaltlichen Kurs gab, verließen Münter, Kandinsky und Marc die N.K.V.M. und organisierten die „Erste Ausstellung der Redaktion Der Blaue Reiter”. Auch am parallel erschienenen legendären Almanach arbeitete Münter mit, darüber hinaus veranstaltet sie später selbst auch weitere Ausstellungen. Ihr Wohnhaus in Murnau am bayerischen Staffelsee entwickelte sich zu einem Zentrum der Avantgarde. Maler wie Wassily Kandinsky, Franz Marc, Alexej von Jawlensky, Marianne von Werefkin und August Macke, aber auch der Komponist Arnold Schönberg sowie Sammler und Galeristen gingen hier ein und aus. 

 

Starker Ausdruck durch Reduktion 

Am Beginn des 20. Jahrhunderts verkörperte Gabriele Münter den Geist der Avantgarde wie keine Zweite. Schon früh in ihrer Karriere hatte sie sich von der traditionellen Malerei abgewandt und suchte nach neuen Formen des Ausdrucks. In der Hinwendung „zum Fühlen eines Inhalts, zum Abstrahieren, zum Geben eines Extraktes“, wie Münter schrieb, fand sie schließlich ihre neue Bildsprache. Ihr künstlerisches Konzept beruhte vor allem auf der Idee der Vereinfachung. „Was an der Wirklichkeit ausdrucksvoll ist, hole ich heraus, stelle ich einfach dar, ohne Umschweife, ohne Drum und Dran“, schrieb sie. Konsequent reduzierte sie die Bildgegenstände auf ihre essenziellen Merkmale und schuf damit Raum für große, einfarbige Flächen, die sie mit klaren Konturen voneinander abgrenzte. Zudem verkleinerte sie die Farbpalette, die sie in einem Bild nutzte, und verlieh dadurch den Farben Kraft und Prominenz. Mit dieser Malweise erreichte sie eine Direktheit, die den klassischen Sujets wie Landschaften, Interieurs, Stillleben und Porträts zu neuer Vitalität verhalfen. Zugleich führte sie dieser Hang zur Reduktion unmittelbar zur Abstraktion, die vor allem in ihrem Spätwerk deutlich zutage tritt. 

 

Gabriele Münter – eine Künstlerin auch gegen Widerstände 

Besonders hoch ist Gabriele Münters Lebensleistung auch deshalb zu bewerten, da sie sich in einer Zeit als Künstlerin durchsetzen konnte, in der die Kunst noch eine klare Männerdomäne war. An der Wende zum 20. Jahrhundert wurde Münter wie allen Frauen der Zugang zu Kunstakademien oder Hochschulen verwehrt und sie musste, um dennoch eine künstlerische Ausbildung zu erhalten, Privatunterricht nehmen. Auch als die Kritiker die erste Ausstellung des „Blauen Reiter“, bei der auch ihre Werke zu sehen waren, in der Luft zerrissen, ließ sie sich nicht von ihrem Weg abbringen. Nicht zuletzt der Beharrlichkeit Münters ist es zu verdanken, dass die Malerei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bedeutende Fortschritte machte. 

 

Späte Würdigung ihres Werkes 

Gegen Ende ihrer Karriere konnte Gabriele Münter kaum noch Bilder verkaufen und lebte von Almosen ihrer Mitbürger in Murnau. Heutzutage aber erfährt sie ihre hochverdiente Würdigung. Ihre Gemälde sind immer noch regelmäßig in Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen und viele renommierte Kunsthäuser haben ihre Werke in ihrer Sammlung, zum Beispiel das Museum of Modern Art in New York, das Guggenheim Museum New York oder das Sprengel Museum Hannover. Auch auf Auktionen haben sich ihre Gemälde zu festen Größen entwickelt und erzielen Erlöse bis in den hohen sechsstelligen Eurobereich. Gabriele Münters ideeller Nachlass wird von der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung gepflegt, die in ihrem ehemaligen Wohnhaus in Murnau ein kleines, höchst sehenswertes Museum betreibt, in dem die Geschichte dieser legendären Künstlerin lebendig wird. 

 

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Titelbild: Gabriele Münter (ca. 1903), fotografiert von Robert Beyschlag; CC BY-SA 4.0