Sigmar Polke – Ein erfolgreicher Rebell in der Kunstwelt

Sigmar Polke – Ein erfolgreicher Rebell in der Kunstwelt

26.10.21
Kunsthaus ARTES
Künstler

Sigmar Polke (1941 – 2010), im Bild rechts zu sehen, war ein echtes Unikat der Kunstszene des 20. und 21. Jahrhunderts. Er hatte sich konsequent der Zuordnung zu einer der traditionellen Stilrichtungen verweigert und experimentierte Zeit seines Lebens mit Techniken, Materialien und Genres. Die Kritiker und das Publikum liebten ihn dafür und er wurde mit Auszeichnungen überhäuft. Doch Polke ging auf Distanz zum Kunstbetrieb, verhöhnte ihn bisweilen sogar. Trotz seiner unangepassten Art konnte er große internationale Erfolge verzeichnen und zählt bis heute bei Auktionen und in Galerien zu den teuersten deutschen Künstlern. 

 

Ein Aufstand gegen Konsumgesellschaft und Kunstbetrieb 

Sigmar Polke machte bereits mit Anfang 20 – da hatte er gerade sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf begonnen – auf sich aufmerksam. Gemeinsam mit seinen Kommilitonen Gerhard Richter und Konrad Lueg entwarf er das Konzept des „Kapitalistischen Realismus“. Unter diesem Banner organisierten sie in Eigenregie ihre ersten Ausstellungen. Stilistisch orientierten sie sich in ihrer Kunst erkennbar an der amerikanischen Pop Art, inhaltlich setzten sie sich aber deutlich kritischer mit der schönen bunten Warenwelt und dem Fortschrittsglauben auseinander.

Der nüchtern-realistische Blick auf das Zeitgeschehen sollte auch im weiteren Verlauf von Polkes Karriere bestimmendes Thema bleiben. Ein moralisch-erhobener Zeigefinger in bedeutungsschweren Bildwelten blieb ihm aber fremd. Vielmehr setzte er in seinen Werken auf bunte, fast fröhliche Bildeindrücke, aus denen die Ironie und der Sarkasmus aber durchaus herauslesbar waren. Aber auch Fragen der Wahrnehmung und Sehgewohnheiten thematisierte er immer wieder in seinen Werken. Oftmals nahm Polke auch die Kunstszene selbst ins Visier. Mit dem Kunstbetrieb mit seinen explodierenden Preisen, dem stark reglementierten Zugang zu Ausstellungsmöglichkeiten und der fast kultischen Verehrung der Künstler hatte er sich nie anfreunden können. Dies brachte er auch deutlich öffentlich zum Ausdruck. Mit kleinen Guerilla-Aktionen „sabotierte“ er den Hype um seine Person. So lebte er sehr zurückgezogen, verweigerte die meisten Interviewanfragen, ließ manchmal bei seinen Werken einfach die Signatur weg oder verschenkte seine Arbeiten. 

 

Sigmar Polke – Ein Allrounder der Techniken 

Es gab kaum eine Technik, die Sigmar Polke nicht beherrschte: Sein Œuvre umfasst Gemälde, Druckgrafiken, Collagen, Zeichnungen, Skulpturen, Fotografien und Filme. Von 2006 bis 2009 gestaltete der gelernte Glasmaler die Glasfenster des Großmünsters in Zürich. In all seinen Arbeiten pflegte er sich um die Grenzen zwischen Figuration und Abstraktion wenig zu scheren. In seinem Werk wechseln sich figurative Bildelemente wie Comicfiguren oder Fotografien mit abstrakten Strukturen und zufälligen Mustern ab. Auch bei den Materialien lotete er die Grenzen des Machbaren aus. In seinem Kölner Atelier experimentierte er mit diversen Materialien wie Lacken, Kunstharz, Schellack, Ruß oder Waschmittel. Auch vor fragwürdigen oder giftigen Substanzen schreckte er nicht zurück. So sollen Uran, Meteoritenstaub und das krebserregende Cobaltnitrat zu seinen Werkstoffen gehört haben. 

 

Jahrzehntelang ein deutscher Exportschlager 

Dass Sigmar Polke kein bequemer Künstler war, tat seinem Erfolg keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Sein Werk fand als eine der bedeutendsten Positionen des 20. und 21. Jahrhunderts international Beachtung. Seine erste Auszeichnung erhielt er bereits 1966 mit dem Deutschen Kunstpreis der Jugend in Baden-Baden, 1972 nahm er an der documenta teil, wie auch in den Jahren 1977 und 1982. Es folgten unzählige Ausstellungen sowie Auszeichnungen und Preise auf der ganzen Welt, zum Beispiel 1975 der Preis für Malerei der 13.  Biennale in São Paulo, 1986 der Goldene Löwe bei der Venedig-Biennale, der Praemium Imperiale der Japan Art Association und 2010 der Zürcher Roswitha Haftmann-Preis.

Polke lehrte viele Jahre an der Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg. 2014 würdigte das Museum of Modern Art in New York sein Lebenswerk mit einer großen Retrospektive. Auch heute noch sind seine Arbeiten höchst gefragt. Sein teuerstes Werk brachte 2015 bei Sotheby’s einen Erlös von 27 Millionen Dollar. 

 

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